Ira Elin Nova

An einem Tag im Advent fuhr ich durch den Regen,
durch starken, prasselnden Regen.
Von wütenden Winden gegen die Windschutzscheibe
gepresst, gespuckt, gepeitscht.
Fuhr über enge, kurvenbehaftete Straßen
blendende Lichter entgegenkommender Fahrzeuge,
die Schilder suchend, lenkte ich
in ein kleines Dorf.

Den Friedhof fand ich schnell.
Dezemberdonner und schwarze Wolken empfingen mich.

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Die Reise des Faun.

Er wanderte über die Höhen, hoch, steil, viele Meter abfallend,
dann wieder in sanften Verwerfungen in die Tiefe gleitend.
Er durchschritt die Täler, weite Ebenen voller glänzender Blüten, reifer Ähren. Bäumen, üppig mit Früchten tragend.
Folgte der Sonne, folgte den Sternen, genoss den Regen.
Er fühlte die Frische am frühen Morgen, die Hitze des Tages. Er fühlte die Kälte der Nacht und die Wärme der Geschöpfe, die seine Nähe suchten.
Und bei Tagesantritt ging er weiter.
Er ging leichtfüßig. Ging nie schnell, hatte Zeit.
All das war sein.
Sein Garten, sein Schutzbefohlener. War sein Reich, voller Kinder, voller Reichtum.
Reichtum für jeden, der den Reichtum sehen wollte, sehen mochte.
Vermochte.
Und mit jedem Schritt, den er weiter ging, mit jedem Gespräch, mit jeder grünen Pflanze, jeder bunten Blüte, mit jedem Hauch flüchtig duftender Luft, mit jedem Schwingenschlag mäjestätischer Greifen, wuchs seine Zufriedenheit.
Und mit jedem Schritt, den er auf warmer, weicher, harter, ehrlicher Erde ging, wurde ihm bewusst.

Das einzige Übel in seinem Reich ist – der Mensch.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de/

faun

 

Kalte Welt

Denkbar schlechte Zeiten
für Weitblick(e).
Nie hätte die Welt es nötiger gehabt,
Herzenswärme zu lesen,
einen warmen Gedanken
entzündet zu bekommen.
Zu
spät.
Die Welt ist kalt,
gespalten in Wir und Die,
in Hass und Unverstand.
Keine Zeit,
keine Seele empfangsbereit.
Alle tun mir
Leid.

Es verbleibt mir nur,
auf meinen Text von 2014 zu verweisen.

Die Reise des Faun.

Dezember

Durch weiße Landschaften möchte ich mit Dir spazieren,
Hand in Hand.
Möcht‘ den Schnee von deiner Mütze streifen,
Deine kalte Nasenspitze küssen.
Möcht‘ Schneeballschlachten mit Dir schlagen,
in den weichen Schnee fallen,
mit Dir.
Möcht’ die Kirchenglocken hören,
Durch die Dämmerung gehen,
mit Dir.
Zwei Spuren, eng nebeneinander, eine von Dir,
die glückliche daneben,
die gehört mir.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de/

 

Verloren

Und als Du müde warst,
so
unendlich müde
warst.
Vom langen Kampf.
Dein Gesicht gezeichnet,
schmal und blass.

Aller vergangener Schmerz
tiefe Wunden in dein Gesicht
kratze.
Deine Augen in Höhlen.
So schwarz wie das tiefste
Dunkel meiner hassenden Seele.

Glanzlos.
Als das Leben
aus deinem Blick
verflog.

Dein Körper,
so erschreckend leicht.
Gewichtslos.

Ohne Kraft
Deine Hände
den Halt verloren.
Zu Boden fielen.
Als jeder Ton verstummte,
außer der meiner blinden Wut,
da schien vor dem Fenster
die Sonne.

Scheiß Welt.

Mutterherzblut

Ich seh‘ dich leiden.
Dein stolzes Mutterherz,
so groß und warm,
es blutet.

Seine Tür verschlossen,
laute Musik.
Ein schwarzes Profilfoto.
Er antwortet nicht,
auf Dich.

Jeden Schmerz,
das hast Du dir geschworen,
wolltest Du fernhalten
von ihm.

Und doch,
sein gebrochenes Herz.
Du konntest es nicht verhindern.
Es schmerzt Dich fast mehr
als ihn selbst.

Und Du erinnerst Dich zurück,
dass auch Du damals
diesem einen Jungen
das
Herz
brachst.

Bittersüße Liebe.

Erinnerungen

Ein Farbe würde fehlen,
ein Wohlklang in
meinen Erinnerungen.

Deine Blicke,
Deine eleganten Bewegungen,
Deine Stimme, Dein Duft.
All das würde
fehlen.

Die Luft im Frühling wär’ fader,
das Licht im Sommer, es wäre weniger golden.
Der Gesang der Amsel am Abend
wäre leiser,
die Schmetterlinge tanzten weniger schwungvoll
um den Sommerflieder.

Meine Erinnerung wäre blasser,
ohne Dich.

Deine Farben

Du fragst mich, wo ich her komm’?
Aus tiefer, kalter Erde,
aus langer Winternacht.
Monate verharrte ich,
allein der Gedanke
die Frühlingssonne zu erblicken
mochte mir gefallen.

Der Enge zu entkommen,
meine Wurzeln zu schlagen,
mich empor zu recken,
meine Blüten im Licht zu baden,
die Farbe zurück in die Welt zu bringen.
All’ das träumte ich in lagem Winterschlaf.

Jetzt weißt Du, wo ich her komm’,
und ich freu’ mich ganz besonders
DICH zu sehen.

 

 

Farbtraum

Ich habe von Farben geträumt,
heute Nacht.
Sie entsprangen aus deinen Augen,
wurden zum Frühling.

Ich habe von Wärme geträumt.
Wärme, die all’ die Handschuhe vergessen ließ.
Sie kam aus Deiner Seele.

Ich träumte von Zärtlichkeit,
die meinen Kopf streichelte,
während er an Deinen Brüsten lag,
sie entsprang deinen sanften Händen.

Nie möchte ich aufhören
zu Träumen.