Deine Farben

Du fragst mich, wo ich her komm’?
Aus tiefer, kalter Erde,
aus langer Winternacht.
Monate verharrte ich,
allein der Gedanke
die Frühlingssonne zu erblicken
mochte mir gefallen.

Der Enge zu entkommen,
meine Wurzeln zu schlagen,
mich empor zu recken,
meine Blüten im Licht zu baden,
die Farbe zurück in die Welt zu bringen.
All’ das träumte ich in lagem Winterschlaf.

Jetzt weißt Du, wo ich her komm’,
und ich freu’ mich ganz besonders
DICH zu sehen.

 

 

Fieber

Die Mutter liegt im Fieber,
atmet flach,
es geht ihr nicht gut.

Fieberträume jagen sie,
ihre Haut brennt
schrecklich,
Wunden reißen auf,
vielfach.
Es geht ihr wirklich nicht gut.

Immer verzweifelter,
immer ängstlicher,
drastischer
versucht sie sich zu wehren.
Immer stärker wird die klamme Angst.

Was ist,
wenn sie es nicht schafft?

Was ist,
wenn sie ihren Parasiten nicht los wird?

(weitblicklyrik.de)

Ich wünschte es wär’ schon Frühling,

Ich wünschte es wär’ schon Frühling,
der laue Wind spielt wieder mit Deinem Haar.
Ich wünschte es wär’ diese grüne Wiese,
die so viel von uns weiß und doch schweigt.

Schüchterne Sonne bricht sich in
Deinen Augen.
Eine Blüte steckt in deinem Haar.
Meine Lippen an Deinem Hals.

Nur ein Reh betrachtet scheu
hüllenloses Treiben.

Regenzeit

Sie kam ganz still über Nacht.
Erst verhalten flüsternd,
dann mit stetig steigender Kraft.
Erfreut;
die Mutter
öffnet weit ihren Kelch.
Blütenglanz aus Staub erwacht.

Zu lange war die Trockenheit.
Hitze, Sturm und Flammenschlag
hatten sie taub gemacht.

Tropfen
für Tropfen
in sie rinnt.

Tropfen
für Tropfen
die Erlösung bringt.

Regenzeit.

 

Danach

Und wenn
ich einmal gehen muß,
dann leg‘ mir keine Schnittblumen auf das Grab.

Pflanze Sommerflieder,
Lavendel und Salbei,
damit all‘ die Hummeln und Schmetterlinge
mich besuchen kommen,
an den Blüten naschen,
mir vom Sommer erzählen.

Pflanze Katzenminze,
damit mich in der Nacht
all‘ die Streuner besuchen kommen,
bei mir liegen mit samtenen Pfoten,
und mit geheimnisvoll, irisierenden Augen
von ihren Ausflügen erzählen.

Und zum Schluß,
pflanze ein tränendes Herz,
damit auch Du
ab und an
wiederkommst.
(weitblickpoesie.de)

Pinterest:

 

Tag der Tiere

„Ich könnt‘ mich jetzt ja mal putzen“, dachte sich die Katze und stahl sich aus ihrem Schlafplatz unterhalb meines Liegestuhls.
Putzen, das geht nur, wenn einem die Menschen, die ihre Beine selbst nicht mehr halb so weit in die Luft strecken können, wie Katz’ es kann, dabei zuschauen.
So saß sie wenig später auf dem hölzernen Gartentisch und putzte sich mit hinterhältigem Grinsen dort, wo nie die Sonne scheint.
Und somit endet nun mein Tag der Tiere.

Er begann damit, dass die Amselküken im Nest auf dem Holzstapel hinter dem Haus, ihre kollektive Nestflucht beschlossen.

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Frau Luna

Ich spür’ Dich schon,
spür’ Dich schon den ganzen Tag.
Meine Sinne köcheln,
mein Blut, es rauscht.
Ich nehm’ die Witterung auf.

Ich spür‘ Dich schon,
Dein Versteck –
hinter dem Horizont,
es nutzt dir nichts.
Ich spür’ Dich schon den ganzen Tag.

Komm‘ raus,
Vollweib,
dusche mich mit deinem Licht.
Mein Fell,
die Rute,
sie stellen sich auf.

Bring‘ mich zum Heulen,
zieh mich in Deinen Bann,
mit Deiner runden,
üppigen Pracht.
Ich belle Dich an, bin dir verfallen,
in kalter Winternacht.

(weitblickpoesie.de)

 

Frau Luna und der Wolf

Frau Luna und der Wolf

Pusteblume

Ich halte inne, wenn Du vor einer Pusteblume in die Hocke gehst,
male mir Deinen Gesichtsausdruck in die Synapsen,
lächelnd,
das kleine Mädchen erwacht in Dir.

Und wenn Du sacht,
mit gespitzten Lippen,
einen üppigen Pusteblumentanz verursachst,
wär’ ich gern einer der kleinen Schirme,
die durch Deinen Atem schwerelos werden.

Aber eigentlich bin ich das auch so.

 

Pusteblume

http://weitblickpoesie.de

Flieg!

Seit Tagen spürst du die Unruhe in Dir.

Und wenn Du beginnst zu krabbeln, das erste Mal deine Wabe verlässt,
und du spürst die Sehnsucht,
unbändiger Wille leitet dich.
Du suchst die Luft, willst die sagenhafte Sonne sehen.
Und du krabbelst die Gänge entlang.
Wirst sicherer, aufgeregter, schneller, willst es spüren!
Eine Kurve noch,
es wird heller.
Und dann bist Du da. Die Wächterinnen grüßen dich.
Wie groß, wie weit, wie schön!
Wie hell, wie warm.
Welt!
Du zögerst einen Augenblick und dann wirfst du dich der Sonne entgegen,
zum allerersten Mal spürst die Luft an Dir vorüberziehen.
So zart die Flügel, so kraftvoll ihre ersten Schläge sind.
Du kannst fliegen!
Flieg,

FLIEG.

Jauchzend der Weite entgegen, duftende Blüten locken dich.
Welt, du bist so schön.

Flieg!