Die Luft hat sich verändert.
Riechst Du es auch?
Der warme, klare Sommer hat sich gewandelt. Heiße Spätsommersonne bringt den Geruch von Ernte, Stoppelfeldern, Holzleitern im Baum. Auf allen Feldern staubt es. Trecker und Mähdrescher fahren die ganze Nacht durch.
Das bringt alte, vergessene Erinnerungen hoch.
Rückwärts reisen die Erinnerungen durch die Zeit.
Wir rennen über das Stoppelfeld, jagen uns, kauen auf Weizenkörner, bauen Burgen aus Strohballen. Zu Hause weckt Mutter Früchte ein. Der alter Holzofen in der Waschküche bullert, bringt die eh schon heiße Spätsommerluft in der Waschküche zum Kochen. Diese roten Einweckgummis liegen im Wasser bereit, jede Menge Packen Gelierzucker stehen auf dem Tisch. Frische Pfirsiche, Kirschen und Mirabellen warten darauf eingeweckt zu werden.
Daneben steht der Saftkocher, leckerer Holundersaft steht schon in dem Glasröhrchen, wird nur von der stählernen Klammer an der Gummitülle zurückgehalten.
Und wir jagen uns über das Stoppelfeld. Die Welt gehört uns. Flink klettern wir in der alten Plantage die Apfelbäume rauf, beißen mit Genuss in herrlich rote Äpfel. Füttern die Kühe die dort auf der Wiese stehen. Daneben steht der alte graue Esel. Auch er bekommt eine Handvoll frisch gerupftes Gras.
Und wir jagen uns weiter, stauen den kleinen Bach, der aus dem schattigen Wald entspringt, kühlen unsere nackten Füße in dem herrlichen klaren Quellwasser. Lassen Boote aus Baumrinden fahren, fangen Grashüpfer in den hohlen Händen.
So vergeht der Tag wie im Flug und wir brechen auf, um nach Hause zu gehen.
Wir gehen den staubigen Feldweg nebeneinander her und versuchen nur auf grüne Grasbüschel zu treten.
„Duuuuu, wenn wir groß sind, willst Du dann mit mir gehen?“
Diese Augusterinnerungen sind wunderbar und haben mich direkt in meine Kindheit zurückversetzt. Bei unseren Großeltern auf dem Bauernhof haben wir immer den Sommer verbracht und all das erlebt. Ich habe noch eine schöne Erinnerung an die Heimfahrten vom Feld ganz oben Leiterwagen, welch ein Abenteuer für uns Stadtkinder.
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Als Kind lief den ganzen Sommer über barfuß. Abends ging es immer noch zur Pferdekoppel. Ich setzte mich auf den Holzzaun und beobachtete die dreijährigen Pferde in der kleinen Herde.
Von da an beschloss ich, nie mehr ohne diese starken, eleganten und anmutigen Tiere sein zu wollen.
Ihr Geruch und ihre großen, wachen Augen, ihre samtigen Nüstern, ihr warmer Atem im Gesicht und das vorsichtige Schnappen ihrer Lippen, wenn ich die Grasbüschel vorhielt.
Ein Erlebnis, in das ich heute immer wieder eintauchen darf.
Und dann so wie heute während des Ausrittes in den warmen Sommerregen hinein zu reiten…