Samaha, die Wolke II

Samaha, die Wolke,
über den Himmel glitt.
Glitt über Felder,
über Seen.
Glitt über Fauna und Flora,
ließ sich vom Wind zerzauseln,
albern kichernd,
erwachsen lächelnd.
Die Menschen dort unten
winkten ihr zu.

Samaha, die Wolke,
über den Horizont glitt.
Gänse und Kraniche
schauten auf zu ihr,
wussten, es ist an der Zeit.

Auf Wiedersehen Sommer,
bis zum nächsten Jahr.

 

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Dies ist der Herbst.

Dies ist der Herbst.
Die letzten goldenen Tage werden kürzer,
Nachtfrost an unseren müden Körpern zerrt.
Im letzten Glanze die Blätter müde gen Boden reisen,
hilflos dem zornigen Wind ergeben.

Dies ist der Herbst.
Trügerische Schönheit vor dem letzten Sturm.
Unausgesprochen ahnen wir,
dass es uns Jahr für Jahr schwerer fällt
ihm zu trotzen.

Einen warmen Sommer hatten wir,
erinnerst du den Frühling zuvor?
Wir waren so jung.

Unsere Erinnerungen bleiben ewig,
frostsicher versteckt.
Hand in Hand,
Blatt in Blatt,
verabschieden wir das letzte Licht am Horizont,
die Herbstnacht kommt
mit ihrer ganz eigenen Präzision.

 

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Samaha

„Samaha, die Wolke,
über den Himmel glitt“.
So sang sie selbst
vor sich her.

Von niemandem gehetzt,
der Wind bestimmte ihr Ziel.
Die Sonne im Rücken,
Kraniche in ihrem Schatten.

„Samaha, die Wolke,
über den Himmel glitt“.

Und unten, auf warmer Erde,
ein Liebespaar in lichten Feldern
auf dem Rücken lag
und Samaha
zusah.

Zusah wie sie den Horizont
querte.

Weit waren ihre Gedanken,
so weit wie ihre Liebe war.
Und Samaha nahm sie mit
über den Horizont.

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Augusterinnerung

Die Luft hat sich verändert.
Riechst Du es auch?
Der warme, klare Sommer hat sich gewandelt. Heiße Spätsommersonne bringt den Geruch von Ernte, Stoppelfeldern, Holzleitern im Baum. Auf allen Feldern staubt es. Trecker und Mähdrescher fahren die ganze Nacht durch.
Das bringt alte, vergessene Erinnerungen hoch.

Rückwärts reisen die Erinnerungen durch die Zeit.

Wir rennen über das Stoppelfeld, jagen uns, kauen auf Weizenkörner, bauen Burgen aus Strohballen. Zu Hause weckt Mutter Früchte ein. Der alter Holzofen in der Waschküche bullert, bringt die eh schon heiße Spätsommerluft in der Waschküche zum Kochen. Diese roten Einweckgummis liegen im Wasser bereit, jede Menge Packen Gelierzucker stehen auf dem Tisch. Frische Pfirsiche, Kirschen und Mirabellen warten darauf eingeweckt zu werden.
Daneben steht der Saftkocher, leckerer Holundersaft steht schon in dem Glasröhrchen, wird nur von der stählernen Klammer an der Gummitülle zurückgehalten.

Und wir jagen uns über das Stoppelfeld. Die Welt gehört uns. Flink klettern wir in der alten Plantage die Apfelbäume rauf, beißen mit Genuss in herrlich rote Äpfel. Füttern die Kühe die dort auf der Wiese stehen. Daneben steht der alte graue Esel. Auch er bekommt eine Handvoll frisch gerupftes Gras.

Und wir jagen uns weiter, stauen den kleinen Bach, der aus dem schattigen Wald entspringt, kühlen unsere nackten Füße in dem herrlichen klaren Quellwasser. Lassen Boote aus Baumrinden fahren, fangen Grashüpfer in den hohlen Händen.
So vergeht der Tag wie im Flug und wir brechen auf, um nach Hause zu gehen.
Wir gehen den staubigen Feldweg nebeneinander her und versuchen nur auf grüne Grasbüschel zu treten.
„Duuuuu, wenn wir groß sind, willst Du dann mit mir gehen?“

August

 

Vollmond

Der nahe Wald rauscht zornig, flackernd beleuchtet durch den Mond.
Wolkenfetzen,
eilig über den Nachthimmel hetzend.
Fratzenhafte Schatten kalten Lichts,
in nächtlicher Geräuschkulisse.

Stehe auf der Felskante.
Breite die Arme aus und starre in das sterbende Tal.
Der kalte Regen geißelt mich.
Ich bin bereit…

 

Vollmond

Hätt‘ ich nur ein Lachen

Hätt‘ ich nur ein Lachen, ich würd’ es Dir schenken,
hätt‘ ich nur einen Kuss, er wäre für Dich.
Hätt‘ ich nur eine Silbe zu sagen,
ich würd‘ schweigen bis Du bei mir bist.

Gäbe es nur eine Blüte zu pflücken,
ich würd‘ sie stehen lassen.
Würde sie täglich besuchen, sie mit Deinem Namen nennen.

Es gibt nur eine Hand zu halten,
sie gehört Dir.
Urh: weitblick-ly@gmx.de
http://weitblickpoesie.de

Leichtigkeit_II

Sommerabend

Sommerabend.

Ich liege auf dem Rücken,
Gras kitzelt meine Füße.
Die späte Abendsonne bricht sich in dem dunklen Rot
meines Weinglases.
Flüchtiger Wind haucht mir den
Duft von Jasmin in das Gesicht.
Schwalben jagen tanzend am Himmel,
aufgeregt rufend,
Akrobaten der Luft.
Leise klingt Tubular Bells aus verborgenen Lautsprechern,
eine Amsel singt ihr Lied dazu.

Denkst Du jetzt auch an mich?

 

sommerabend