Ira Elin Nova

An einem Tag im Advent fuhr ich durch den Regen,
durch starken, prasselnden Regen.
Von wütenden Winden gegen die Windschutzscheibe
gepresst, gespuckt, gepeitscht.
Fuhr über enge, kurvenbehaftete Straßen
blendende Lichter entgegenkommender Fahrzeuge,
die Schilder suchend, lenkte ich
in ein kleines Dorf.

Den Friedhof fand ich schnell.
Dezemberdonner und schwarze Wolken empfingen mich.

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Adieu

Adieu!
Viel zu früh.
Gerade erst warst Du angekommen
in der großen Welt,
freudig begrüßt;
vielfach.

So viel wolltest Du sehen,
wolltest noch erwachen,
wachsen,
deine Flügel ausbreiten
über dem großen Tal.

Gleiten, betrachten, erleben.
Wolltest dich mausern,
verlieben,
Leben leben.

All‘ das
wünschten wir Dir.

Adieu,
traurig zieh ich den Hut
vor Dir.
Adieu,
viel zu früh.

 

(weitblickpoesie.de)

Er

Ich bin der, den Du nur einmal siehst.
Ich begleite Dich
in Deiner besonderen Stunde.

Manchmal komme ich zu früh,
unpassend, unwillkommen, ungewollt.
Ab und an komme ich zu spät,
herbeigesehnt, aufgehalten von seelenloser Technik.

Doch oft komm ich zur richtigen Zeit.
Wenn Du all Deine Sachen des Lebens erledigt hast,
im Reinen bist, mich willkommen heißt.
Dann stehe ich an Deiner Seite.

Ich bin der, vor dem Du keine Angst haben musst,
ich begleite Dich in Dein neues Leben.

Schau, wie viele alte Freunde sich freuen
Dich wieder zu sehen.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de

er

Abschied

Die Rose auf Deinem Grab,
sie blüht nicht mehr.
Der Glanz vergangener Tage,
er welkt dahin.

Die Sonne auf ihren Blättern,
sie wärmt nicht mehr.
Der Herbst kommt unerbittlich,
lässt mich hier allein.

Kalte, leere Abende,
schreckliche Träume in der Nacht.
Ich wollte Dir doch noch so viel sagen,
wollte Dir noch so viel erzählen.
wollte noch so viel mit Dir lachen,
bis zum Sonnenuntergang spazieren gehen.

Ich wollt doch noch mein Leben mit Dir leben,
meine Gedanken mit Dir teilen.
Wollt Dich noch lieb haben,
die ersten graue Haare bei Dir sehen.
Wollt noch in deinen Armen einschlafen,
Mit Dir erwachen beim ersten Sonnenschein.

Doch alles was ich jetzt noch machen kann,
alles was mir jetzt noch bleibt,

ist Abschied zu nehmen.

 

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de/

abschied

 

Wenn ich von Dir gehen muss

Und wenn ich von Dir gehen muss,
mir keine Zeit mehr bleibt,
so bleibe ich Dir treu.
Ich komme zu Dir zurück.
Achte auf meine Zeichen.

Die Vergissmeinnicht,
kleine Farbtupfer im Gras,
sie sind von mir.

Den Amselsänger am Tagesende,
hoch oben ein Lied Dir singt.
Ich habe ihn Dir geschickt.

Achte auf den lauen Wind,
der den Frühling begleitet,
er flüstert Dir meine Liebe ins Ohr.

Das tränende Herz,
es erblüht für Dich
genau so wie
die warme Sonne ,
die Dich an einem Samstag streichelt,
ich bin es.

All die Schmetterlinge,
schicke ich dir,
sie tanzen nur für Dich.

Ich bin bei Dir,
bleibe Dir treu,
in jedem Leben.

(weitblickpoesie.de)

Schmetterling

Anja Seeberg | (M)ein Nachruf

Manchmal passieren Dinge, die sind so irrational, dass sich der Verstand weigert sie zu glauben.
So passierte es mir am Samstag morgen.

Am Freitag, den 18.09.2015 verließ meine alte Freundin Anja Seeberg diese Welt.
Einfach so, unvermittelt, plötzlich und mit einer Schnelligkeit, die einen mehr als Betroffen macht.
Die einen sprachlos macht.
Wortlos macht.

Unabhängig von den vielen privaten, lustigen und tiefsinnigen Mails und Gesprächen ist Anja mit Weitblickpoesie auf besondere Weise verbunden.
Viele meiner frühen Texte las sie als erste.
Sie verstand sie, applaudierte, kritisierte und redigierte meine Texte, bis sie letztendlich den Weg in die Öffentlichkeit fanden.
Sie ermutigte mich, machte Vorschläge und war nicht nur die erste FB-Abonnentin von Weitblick, sie war auch mein einziger Admin und die allererste Bestellerin des ersten Weitblickkalenders.

Ihr Tod trifft mich schwer.

An einen Text erinnere ich mich genau.
Ich schrieb ihn am Ende des Sommer, er handelte vom Ende des Sommers und während der Entstehungsphase flogen die Mails zwischen uns beiden nur so im Minutentakt hin und her.
Anja war sehr begeistert von dem Text, forderte mich aber immer wieder auf ihn zu ändern, zu modulieren, zu formen.
Und nach etlichen Versionen, nach vielem Hin- und her, kam dann ihre Mail:

Ja, so ist er perfekt.

Und doch, liebe Anja, möchte ich den Text noch ein mal abändern. Ich hoffe Du hast nichts dagegen.
Ich schrieb ihn am Ende des Sommers,
Du gingst am Ende des Sommers,
Und du warst von dem Text angetan.

Und so verändere ich ihn nur ein klein wenig, ich füge nur zwei Worte hinzu: „Für Anja”

Tschüß Anja, tieftraurig – Weitblick

Sommers Ende (Für Anja)

Am Ende des Sommers, wenn der Abschied kommt.
Halt ich bei dir ein
sag‘ leise „mach’s gut“.
Ich streich‘ behutsam über deine samtene Haut.
Eine Blüte fällt schwermütig tanzend
tränengleich.

 

 

Einen Tag Du

Ich hätte schwören können dein Wecker hat heut‘ geklingelt,
der Kaffee war zu stark und im Radio lief Dein Lied.
Ich hatte es schon so lang’ nicht mehr gehört.

Dein Haarband fiel mir vor die Füße, im Bad,
durch dessen Fenster die Frühlingssonne schien.
Vor dem Haus blühten Deine Blumen,
zum ersten Mal in diesem Jahr und die Kraniche,
nach denen Du immer den Kopf verdreht hast,
sie grüßten trompetend vom Himmel.

Das Eiscafe, es öffnete gerade,
im alten Kino wird mal wieder ‚Dirty Dancing‘ aufgeführt.

Es gibt wieder frische Erdbeeren,
und der Baum an dem Du immer lehntest,
wenn ich Dich abholte,
er wurde heute gefällt.

Morgen komm‘ ich euch besuchen,
den Baum und anschließend Dich.
Ich bring‘ Dir Erdbeeren mit.
Und frische Blumen.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de

einentagdu

Das funkelnde Licht

In klaren Nächten,
ich fand wieder keinen Schlaf,
verließ die Enge der Wohnung,
trieb durch die Dunkelheit.

Melancholie schob mich durch die Gassen,
jagte mich in die Felder hinaus.
Damals und Jetzt,
steh ich hier.

Heb’ den Kopf
schau in die Unendlichkeit.

„Ich bin das funkelnde Licht,
du findest mich.“

Jetzt bist Du Stern,
oft besungen,
unendlich fern.

Wie gern hätte ich Dich hier neben mir,
und sähe die Sterne in Deinen Augen funkeln.

Nie mehr.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de/

funkelnde_Licht