Über Weitblick

Passionierter Hobbyfotograf und Autor. Baujahr 1970, Verheiratet, keine Kinder, zwei Katzen.

Urlaub

Urlaub ist für mich primär eines. Den Alltag ablegen, entspannen.
Bücher in einem durch lesen, mich mit wildfremden Leuten am Strand und im Restaurant unterhalten, das Smartphone unerreichbar. Nur meine besten Freunde wissen, dass ich im Urlaub bin, und die werden mit einer Postkarte gegrüßt.
Und so habe ich meinen Urlaub genossen.
Hermann Hesse für die Sinne, Terry Pratchett zum Entspannen und Lachen, meine Kamera um Stimmungen einzufangen.
Meine Frau für Alles.

Genießt euren Urlaub.
Lasst das Smartphone aus. Ihr müsst nicht jedes Restaurantessen und jeden Sonnenschein am Strand posten.
Habt Zeit für Euch. Nicht für das Smartphone.

Es grüßt, Weitblick

amrum

Kalenderblatt Juli

Ich wandere durch ein goldenes Meer aus Ähren,
lausche dem Streichkonzert der Natur.
Buchstaben fliegen auf mich zu,
schwerelos, gleich Federn im Wind,
erwachen sie zu Wörtern.
Bin versucht sie zu halten,
doch greife ich nach ihnen, driften sie fort.

Ich seh’ die Sonne ihren erhabenen Bogen schlagen,
Worte beginnen in mir zu flüstern,
eine Elfe lacht im hohen Gras.
Die Zukunft ist noch nicht geschrieben.

Kalender_2014_07

Die weibliche Festung

Wichtig ist, die Furt zu finden.
Tollkühn durch das Wasser schreiten.
Wichtig ist, den nächsten Schritt zu spüren,
zuversichtlich den Fuß zu setzen.

Kommt er ab, spürt die Beine tief versinken,
bleibt nur der schnelle Rückzug,
verstecke er sich
im Gebüsch,
einem nassen Köter gleich.

Doch allzu oft sah ich starke Kerle ertrinken,
gerüstet und gestriegelt,
im gestreckten Galopp in die Fluten preschend.
Verschlungen in brodelnder Tiefe,
nie mehr gesehen.

Und einen Rat, den geb’ ich euch noch!
Wird die Zugbrücke schon auf weite Ferne
herunter gelassen,
laden bunte Wimpel fröhlich ein:

Gebt Acht,
Gebt Acht!

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de

Sommerabend

Sommerabend.

Ich liege auf dem Rücken,
Gras kitzelt meine Füße.
Die späte Abendsonne bricht sich in dem dunklen Rot
meines Weinglases.
Flüchtiger Wind haucht mir den
Duft von Jasmin in das Gesicht.
Schwalben jagen tanzend am Himmel,
aufgeregt rufend,
Akrobaten der Luft.
Leise klingt Tubular Bells aus verborgenen Lautsprechern,
eine Amsel singt ihr Lied dazu.

Denkst Du jetzt auch an mich?

 

sommerabend

07.06. Alles Gute zum Geburtstag, Vater.

Um Deine Jugend betrogen,
wurdest in Gefangenschaft erwachsen.
Viel zu spät kamst Du frei.
Die Heimat: abgebrannt,
warst auch hier nur der Flüchtling.

Hast nie zurück geschaut,
stets geschuftet,
bei Null angefangen. Bist nach der Schicht
mit dem Rad
zum nächsten Job gehetzt,
hast uns ein Haus gebaut, die Baugrube mit Hand und Schaufel ausgehoben.

Nie geklagt, fünf Kinder groß gezogen,
Mutter hat jeden Pfennig dreimal umgedreht.
Kein Geld für Tinnef übrig.

Wie unendlich kostbar muss dir dieser eine,
schlichte Silberring,
den ich jetzt in meiner Hand halte,
gewesen sein.

Ich passe gut auf ihn auf.
Danke, Vater.

vater

Seelenflug

Flieg, Seele flieg!
Zu lange warst Du schwach,
zu sehr.
Flieg, wo Du doch das Fliegen liebst.
Hast Dich festketten lassen,
schlugst verzweifelt mit den Flügeln,
vergebens, niedergedrückt am Boden.

Flieg mein Herz, flieg.
Jetzt bist Du frei.

Lass dich nie mehr einsperren.
Nie mehr.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de

seelenflug

Des Frühlings letzte Blüte

Wo gehst Du hin,
wenn unser Frühling scheidet?
Wohin wendest Du deine Blüten,
die ich so gern liebkoste?

Wo gehst Du hin,
wenn aller Samen im Wind davon getragen,
wenn alle Farbe in der Sonne verblasst?
Wenn ich Dich bitten würde,
wohin würdest du dann gehen?

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de

fruehlingsende

Wolfsliebe

Der Wolf ๛

Im Unterholz liegt der Wolf.
Er hat sie gewittert,
schon auf weite Ferne.
Hat sich angeschlichen,
tief in die Pflanzen gedrückt,
lautlos, der Fährte folgend,
gegen den Wind.
Hat gewartet, ist weiter gerobbt,
hat ihren süßen Duft eingesogen und
dabei genüsslich die Lefzen gehoben.
Bis er in ihrer Nähe war.

Im Unterholz liegt der Wolf.
Lässt das Reh nicht aus den Augen.
Stets wachsam, verfolgt voller Verzückung
jede ihrer grazilen Bewegungen.
Berauscht sich an ihrem Duft,
bewundert den Schimmer auf ihrem Fell,
würde gern einmal ganz nah in ihre großen,
glänzenden Augen schauen.

Auf heller Lichtung steht das Reh.
Niemand wird ihm jemals etwas antun.
In ihrer Nähe liegt der Wolf,
passt auf sie auf.

Er liebt das Reh.

Urh. weitblick
http://weitblickpoesie.de

Kalender_2014_06