Über Weitblick

Passionierter Hobbyfotograf und Autor. Baujahr 1970, Verheiratet, keine Kinder, zwei Katzen.

Marie

Ich bin wieder da.
Hast Du mich vermisst?
Ich bringe den Frühling mit und
Deine Erinnerungen an frühere Zeiten.

Komm, nimm mich noch einmal behutsam auf
Deinen Finger.
Puste mich sacht an,
bis ich die Flügel öffne
und
mit Deinen Träumen davon fliege.

marie

Frühlingswärme

Und
plötzlich war die Wärme da.
Und die Sonne.
Die Luft roch nach Frühling
und nach Dir.
Der Klang Deiner Stimme, nie vergessen,
hallte durch meine Erinnerung.

Zögernd, der fast ängstliche Blick auf das Smartphone.
Noch immer hab’ ich Deine Nummer gespeichert.

Gerade warst Du online,
mein Herz macht einen Sprung.
X-mal die Hometaste gedrückt, ganz schnell.

Ich trau mich wieder nicht.

Erinnerungen

Reisevorbereitungen

Nun packe ich meine Sachen,
hier gibt es nichts mehr zu tun.
Alles habe ich erledigt,
vieles in meinem Leben getan.
Viele Taten,
Dummheiten waren auch dabei,
doch ich bin mir sicher,
spricht man in Zukunft über mich,
so wird es freundlich, mit warmen Gedanken sein.

Ich habe geliebt, gelebt, geholfen.
Freundschaften gefunden,
Liebe gefunden
und nie gehasst,
zumindest nie sehr lang.

Ich packe meine Sachen,
um sie hier zu lassen.
Für alle, die mich lieben, als letzten Gruß.
Wo ich hinreisen werde,
wo ich sein werde,
da brauche ich sie nicht.

Und jetzt steht ER an meiner Seite.
Willkommen, ich habe Dich erwartet.
Komm lass uns gehen,
zeige mir den Weg,
in das neue Land,
mich verlangt es,
alte Freunde wieder zu sehen.

weitblickpoesie.de

 

Reisevorbereitungen

Alles hat seine Zeit

Überleg’ doch nicht,
was gewesen wäre,
wenn wir uns schon damals kennen gelernt hätten.

Vermutlich wären wir dann jetzt nicht hier.
Menschen reifen, Geister wachsen, Seelen werden schön.
Komm, lass uns einfach jetzt in die Felder fahren,
Marillion hören und für eine Nacht Zwanzig sein,

aber mit der Wucht der Erfahrung von der wir seinerzeit nur träumten.

(weitblickpoesie.de)

Gute Reise, Paul

Ein Mitglied der Weitblickredaktion hat uns für immer verlassen.
Paul, der Kater meiner 2006 verstorbenen Mutter, ist heute auf seine letzte Reise gegangen.
Mach es gut Paul, alter Kumpel.
Deine spontanen Tastaturintermezzos werden mir fehlen.

An Frauchen.

Weißt Du wie traurig ich war, als Du nicht mehr da warst?
Als ich nicht mehr auf deinen warmen Schoß springen konnte,
mich zusammenrollen und stundenlang von dir gestreichelt wurde?
Ich habe geschnurrt bis ich einschlief,
auf deinem warmen Schoß.

Immer habe ich Dich begleitet, wenn Du in den Garten gegangen bist.
Bin Faltern hinterher gesprungen, hab‘ Grashalme verprügelt und habe Dir gezeigt
wie toll ich Bäume raufklettern kann.

Und plötzlich warst Du nicht mehr da.
In einer blöden Holzkiste haben sie dich aus der Tür getragen.
Das war so Gemein.
Noch Wochen später hab ich in alle Räume Deiner Wohnung geschaut
und nach Dir gerufen.
Vergeblich.

Die anderen haben sich gut um mich gekümmert,
aber Du fehltest mir ständig.
Jahr ein, Jahr aus.
Doch nun merke ich, dass ich Dich bald wieder sehen werde,
im Andersland.
Mein Kräfte hier schwinden und ich spüre Dich schon.
Bald bin ich wieder bei Dir, und dann werden wir wieder gemeinsam lachen,
wenn ich die Bäume hoch jage.

Kater Paul

Januarabend

Was Du wohl gerade machst?

Wartest Du auf den Schnee
und hörst alte Bowieplatten?

Betrachtest das rotierende Label auf dem Plattenspieler,
den Du nie entsorgt hast?

Sitzt Du jetzt auch da,
mit dem Rücken zum Fenster,
spürst die Dunkelheit in deren Schutz sich Deine Seele schmiegt.
Deine verletzliche Seele,
die Du niemals entsorgt hast.

Denkst Du an den Sommer
vor vielen Jahren ?
An den zweistimmigen,
schrägen Gesang
unserer Kehlen,
unserer Seelen.

We can be heroes
just for one day.

Große Gefühle,
niemals entsorgt.

(weitblickpoesie.de)

Albtraumfänger

Meine Instinkte schlugen an und ich erwachte.
Übergangslos war ich hellwach. Es war tiefste Nacht, draußen hörte ich ein Käuzchen rufen, ein Igel trampelte laut durch den Garten.
Leisigkeit hatte er nicht nötig.
Behände sprang ich vom kuscheligen Sofa. Trotz Dunkelheit lag die Wohnung klar und deutlich vor meinen Sinnen.
Und Gefahr.
Ich spürte Gefahr.
Lautlos schlich ich über das Parkett, meine leichteste Übung. Ich heiße ja nicht Igel.
Den kleinen Spalt in der Tür zum Flur nahm ich mit einer eleganten S-Bewegung und ebenso geräuschlos wie mein bisheriger Auftritt betrat ich den kälteren Flur.
Ich setzte mich auf den Vorleger und putze mich kurz. Meine Ohren ließen mich dabei keinen einzigen Moment informationslos.
Die Gefahr. Sie war weiterhin präsent.
Kein Geräusch verursachend tanzte ich geradezu die Treppe hinauf. Vorbei an der Bodenvase mit den leckeren Grashalmen, vorbei an dem affigen Stoffspielzeug, das wie eine Maus aussehen sollte.
Naja, manchmal spielte ich schon gerne damit.
Im Seitenanfallsprung bockte ich auf das alberne Spielzeug zu und beförderte es mit einem eleganten Tatzenhieb unter die Kommode.
Das hatte es jetzt davon.

Schnell noch zwei mal die Tatze geputzt und dann betrat ich das Schlafzimmer.
Ich kam gerade zur rechten Zeit. Meine hellwachen Sinne sondierten die dunkle Umgebung rückstandslos.
Mein Mensch hatte erhöhten Puls, er warf seinen Kopf im Schlaf mal in die eine, mal in die andere Richtung. Schweiß bildete sich auf seiner  Haut.
Rrrrr. Ich liebe seine Haut.
Ich kam gerade recht! Ein Albtraum hatte sich im Schutz der Nacht, im Schutz des Schlafs herangeschlichen und hatte meinen Menschen angefallen!
Doch nicht mit mir, übler Spuk! Hier wohnt ein aufmerksamer Wächter!
Überflüssig zu erwähnen, dennoch mache ich es: Lautlos. Lautlos sprang ich auf das Bett, schlich mich zu meinem Menschen, legte mich neben seinen Kopf und schnurrte den Albtraum innerhalb von neun Herzschlägen weg.
Sein Puls normalisierte sich, sein Atem wurde tief und entspannt.
Im Schlaf drehte er sich um und streichelte mir ein mal längs über den Körper.
Chhhrrrrrrr.

Mission erfolgreich beendet!
Und da ich schon mal da war, rollte ich mich zusammen, blieb für die Nacht dort.
Zur Vorsorge.
Man weiß ja nie.

(Urh.: weitblickpoesie.de)

 

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