Vollmondmai(d)

Kleine Steinchen an Deinem Fenster,
ich wart’ auf Dich im Schatten
des Baumes.

Schnelles Laufen
Hand in Hand,
bis wir auf der Lichtung sind.
Ganz allein.

Die Blüte eines tränenden Herzens
in deinem Haar.
Von Ferne leise Musik,
doch wir beide tanzen allein,
in den Vollmondmai.

(weitblickpoesie.de)

Frühling

Tropft an einem Morgen ein kleiner Schein Licht
in deine schlummernde Seele,
singt vor Deinem Fenster
eine Amsel zaghaft ihr erstes Lied.

Saugen erste Blüten begehrlich das frühe Morgenlicht auf,
so wie derjenige, der neben Dir liegt,
und verzückt dein schlafendes Gesicht betrachtet,
dein Anblick in sich aufsaugt,
dann ist Frühling.

Wach‘ auf,
Wach‘ auf.
(weitblickpoesie.de)

 

Kälte

Die Kälte herrscht
im Land.
Frost fließt bissig über nackte Haut,
ungeschützt und waidwund
liegt die Mutter da.

Die Kälte kam
nicht über Nacht.
Sie schlich an,
geduckt,
seit langem schon.

Kein Feuer,
kein Schein,
der die Mutter wärmt.
Ihr ist bitterkalt.

Sie schließt die Augen,
kommt zur Ruh.
Sie weiß,
bald kommt ihre Zeit…

 

Die Schneeflocke

Ich seh’ den Schnee und mir fällt gerade ein,
dass ich ab und an
gerne eine Schneeflocke wäre.

So viele Kilometer würde ich lächelnd durch die Luft tanzen,
meinen Ziel entgegen:
Deiner Nasenspitze.

Keck würde ich auf ihr landen,
dir einen schmelzenden Kuss geben.

Oder würdest Du mich erwarten?
Den Kopf in den Nacken gelegt,
die Zunge weit aus deinem Erdbeermund gestreckt,
würdest Du mich mit Deiner Zungenspitze fangen.

Und in frechen Momenten,
würde ich mit einem Patschen als Schneeball an deinem Hinterkopf landen.

Es grüßt:
Deine Schneeflocke.

Schnee

 

Freigeist

Du bist der Freigeist, der in jeder Kleinigkeit
Großes sieht.
Du bist die Schöpferin neuer Welten,
durch die verzauberte Wege führen.

Bist die stolze Mutter,
Sturm erprobter Ruhepol.

Dein Lachen endet nicht vor Deinen Augen
Deine Liebe nicht vor Deiner Brust.
Liebst das Leben, bist liebenswert.
Bist Du.
Bist einmalig.

Du

 

Willkommene Diebin

Ich schaue hinaus,
voller Sehnsucht mein Blick in die Dämmerung schweift,
ich wart’ auf den Schnee,
sehne mir die weiße Unschuld herbei.

Auf das ich am Morgen aus dem Haus schau’,
und deine Spuren bis an mein Fenster seh’.
Dann weiß ich sicher, wer mir den Schlaf raubt,
Du süße Diebin.

Alptraumverscheucherin

Ich werde nicht wach,
wenn ich von Dir träum’.

Stelle den Wecker aus,
es ist zu schön.

Ich werde nicht wach.
Geschmolzen in meine Kissen
bleibe ich liegen.

Heut’ werde ich zwanzig Minuten später kommen,
zu selten begegnest Du mir hier.
Verjagtest all die Alps mit Deinem Lächeln.

Ja, ich weiß.
In meinen Tagträumen bist Du täglich.
Doch hier
bist Du mir umso kostbarer.

Kranich

Ich seh‘ Dich.

Ich seh’ die Maske nicht,
die Du für die anderen trägst.
Seh‘ das Lächeln nicht,
das Du angeschaltet hast.

Ich seh’ die Maske nicht,
schau direkt durch sie hindurch.
Ich seh‘ die Narben nicht,
die Wunden möcht‘ ich Dir heilen.

Ich schau in Deine Seele,
hell und warm,
seh’ Dein Herz, so groß,
verzweifelt,
und doch
voller Liebe.

Ich seh’ die Maske nicht.
seh‘ die Narben nicht.

Ich seh’ Dich.

Falter

Dies ist der Herbst

Dies‘ ist der Herbst.
Trügerische Schönheit vor dem letzten Sturm.
Unausgesprochen ahnen wir,
dass der Winter uns scheidet.
Dein Weg
nähert sich dem Ende.

Einen warmen Sommer hatten wir,
erinnerst du dich an den Frühling zuvor?
Wir waren so jung.

Unsere Erinnerungen bleiben ewig,
frostsicher versteckt.
Hand in Hand,
Blatt in Blatt,
verabschieden wir das letzte Licht am Horizont,
die Herbstnacht kommt
mit ihrer ganz eigenen Präzision.

 

Herbst