Verloren

Und als Du müde warst,
so
unendlich müde
warst.
Vom langen Kampf.
Dein Gesicht gezeichnet,
schmal und blass.

Aller vergangener Schmerz
tiefe Wunden in dein Gesicht
kratze.
Deine Augen in Höhlen.
So schwarz wie das tiefste
Dunkel meiner hassenden Seele.

Glanzlos.
Als das Leben
aus deinem Blick
verflog.

Dein Körper,
so erschreckend leicht.
Gewichtslos.

Ohne Kraft
Deine Hände
den Halt verloren.
Zu Boden fielen.
Als jeder Ton verstummte,
außer der meiner blinden Wut,
da schien vor dem Fenster
die Sonne.

Scheiß Welt.

Mutterherzblut

Ich seh‘ dich leiden.
Dein stolzes Mutterherz,
so groß und warm,
es blutet.

Seine Tür verschlossen,
laute Musik.
Ein schwarzes Profilfoto.
Er antwortet nicht,
auf Dich.

Jeden Schmerz,
das hast Du dir geschworen,
wolltest Du fernhalten
von ihm.

Und doch,
sein gebrochenes Herz.
Du konntest es nicht verhindern.
Es schmerzt Dich fast mehr
als ihn selbst.

Und Du erinnerst Dich zurück,
dass auch Du damals
diesem einen Jungen
das
Herz
brachst.

Bittersüße Liebe.

Erinnerungen

Ein Farbe würde fehlen,
ein Wohlklang in
meinen Erinnerungen.

Deine Blicke,
Deine eleganten Bewegungen,
Deine Stimme, Dein Duft.
All das würde
fehlen.

Die Luft im Frühling wär’ fader,
das Licht im Sommer, es wäre weniger golden.
Der Gesang der Amsel am Abend
wäre leiser,
die Schmetterlinge tanzten weniger schwungvoll
um den Sommerflieder.

Meine Erinnerung wäre blasser,
ohne Dich.

Deine Farben

Du fragst mich, wo ich her komm’?
Aus tiefer, kalter Erde,
aus langer Winternacht.
Monate verharrte ich,
allein der Gedanke
die Frühlingssonne zu erblicken
mochte mir gefallen.

Der Enge zu entkommen,
meine Wurzeln zu schlagen,
mich empor zu recken,
meine Blüten im Licht zu baden,
die Farbe zurück in die Welt zu bringen.
All’ das träumte ich in lagem Winterschlaf.

Jetzt weißt Du, wo ich her komm’,
und ich freu’ mich ganz besonders
DICH zu sehen.

 

 

Farbtraum

Ich habe von Farben geträumt,
heute Nacht.
Sie entsprangen aus deinen Augen,
wurden zum Frühling.

Ich habe von Wärme geträumt.
Wärme, die all’ die Handschuhe vergessen ließ.
Sie kam aus Deiner Seele.

Ich träumte von Zärtlichkeit,
die meinen Kopf streichelte,
während er an Deinen Brüsten lag,
sie entsprang deinen sanften Händen.

Nie möchte ich aufhören
zu Träumen.

Frühlingsweib

In der Frühlingssonne
lag ich an Deinen warmen Brüsten,
weich.
Die Sonne schien aus unseren Augen,
malte Schatten auf Deinen Knackarsch,
mit Dir fühlte ich mich unendlich
reich.

Es war der Frühling, in dem
die Narzissen blühten
und die Amseln sangen,
hinein bis in die Frühlingssonnennacht.

Der Frühling, den Du mir brachtest,
strahlend, hell und schön.
Anmutig,
mit aller Macht.

(weitblicklyrik.de)

Fieber

Die Mutter liegt im Fieber,
atmet flach,
es geht ihr nicht gut.

Fieberträume jagen sie,
ihre Haut brennt
schrecklich,
Wunden reißen auf,
vielfach.
Es geht ihr wirklich nicht gut.

Immer verzweifelter,
immer ängstlicher,
drastischer
versucht sie sich zu wehren.
Immer stärker wird die klamme Angst.

Was ist,
wenn sie es nicht schafft?

Was ist,
wenn sie ihren Parasiten nicht los wird?

(weitblicklyrik.de)

Weihnachten

Weihnachten

Ich durchquerte Wüsten,
Ozeane verschluckten mich,
strandete halb tot an unbekannten Gestaden.
Wurde gejagt, erkrankte,
irrte, reiste, wanderte
zu Dir.
All’ die Zeit Dein Bild in meinem Kopf.

Der Weg war lang. Nur noch einmal blicke ich
zurück.
Seh’ meine Spuren in der Dunkelheit
verschwinden.
Den Rest bedeckt der Schnee, sacht fallend.

Dort unten im Tal,
in der frostigen Dunkelheit,
steht Dein Haus.
Lichter flackern im Fenster,
damit ich heim finde, hast Du gesagt.

Der Duft von frischem Gebäck,
Dein Schatten im Fenster.
Ein Freudenlaut, die Tür fliegt auf,
Ich komme heim.

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Aufbruch

Pack‘ keine Sachen,
lass alles hier.
Wir nehmen mit, was
wir wirklich brauchen
.
Ich Dich, Du mich.
Wir.

Schau in die Weite,
die Kraniche ziehen schon.
Den Herbststurm im Rücken
singen sie ihr Lied;
„Samaha, bist Du dort?“

Lass‘ alles hier,
alle Bürde,
allen Unrat,
alle Erwartungen,
die andere in Dich pressten,
allen Druck,
dem Du dich beugen sollst.
Nie mehr beugen wirst.
Die Kraniche rufen dich.

Nimm meine Hand,
halt’ den Kopf hoch,
spür’ den Wind,
schlag mit den Flügeln.

Die Asche wird bald
erkaltet sein.

weitblickpoesie.de